30 Jahre Nachfolge – mein Rückblick

Unfassbar: Drei Jahrzehnte als Nachfolgerin in unserem Familienunternehmen liegt hinter mir.

Eine Zeit voller Veränderungen, Herausforderungen und persönlicher Entwicklung. 25 Jahre 100% im operativen Geschäft.

Die letzten 5 Jahre konnte ich mich etwas zurückziehen und eine persönliche Neuausrichtung starten. Es geht um mein Herzensthema, die ganzheitliche Begleitung von Nachfolgerinnen in Familienunternehmen.

Wenn ich heute zurückblicke, sehe ich nicht nur die unternehmerischen Erfolge, sondern vor allem meinen eigenen Weg.

Vom unsicheren Einstieg Mitte der 90er über prägende Entscheidungen bis hin zu der Erkenntnis, dass Nachfolge mehr ist als ein reiner Prozess.

Es war eine Reise – voller Emotionen, Mutproben und persönlichem Wachstum.

Was hat mich besonders geprägt?

Welche Herausforderungen musste ich bewältigen?

Und welche Erkenntnisse haben mich am meisten gestärkt?

 

1. Nachfolge – chaotischer als gedacht!

Du steigst ins Familienunternehmen ein, hast einen klaren Plan und alles läuft strukturiert ab.

Das ist die romantische Vorstellung von einer Nachfolge.

Die Realität sieht oft völlig anders aus.

Als ich 1995 in die Nachfolge einstieg, hatte ich keine Ahnung, was wirklich auf mich zukommt.

Ich dachte, es geht darum, Abläufe zu lernen, Verantwortung zu übernehmen und das Unternehmen strategisch weiterzuentwickeln.

Doch was mich tatsächlich erwartete, war viel komplexer:

Emotionen, Abgrenzung, Akzeptanz, Konflikte – all das war plötzlich viel relevanter als Zahlen oder Businesspläne.

Es gab kein fertiges Konzept für meinen Einstieg.

Es gab keine Mentorin, keine Begleitung, keine klare Einarbeitung und auch keine Anleitung, wie ich mich als junge Frau in einer männerdominierten Branche behaupten kann.

Ich fühlte mich oft überfordert und funktionierte einfach.

Ich wusste nicht, ob ich das alles richtig mache oder ob ich mir nur etwas vormache.

Heute weiß ich: Nachfolge ist nicht nur eine unternehmerische Entscheidung, sondern eine persönliche Reise.

Eine emotionale, intensive Reise, die du bewusst gestalten kannst – wenn du die richtigen Werkzeuge hast und dich aktiv damit auseinandersetzt, wer du in dieser Rolle sein möchtest.

2. Wachsen mit jeder Herausforderung

Als Nachfolgerin brauchst du nicht nur Fachwissen – du brauchst innere Stärke.

Als ich begann, mich mit Persönlichkeitsentwicklung auseinanderzusetzen, war ich schon einige Jahre in der Geschäftsführung.

Am Anfang meiner Nachfolge hatte ich davon keine Ahnung.

Selbstbewusstsein, unternehmerisches Denken, Entscheidungsfähigkeit, der Umgang mit Macht – all das musste ich mir mühsam erarbeiten.

Mit 34 Jahren – nach sieben Jahren als Geschäftsführerin – fühlte ich mich zum ersten Mal wirklich gefestigt in meiner Rolle.

Das lag nicht daran, dass ich plötzlich alles perfekt konnte, sondern daran, dass ich verstanden habe: Nachfolge ist nicht nur eine fachliche, sondern vor allem eine persönliche Entwicklung.

Ich erinnere mich gut an diese Phase.

Ich hatte mich verändert – ich war klarer, mutiger und bewusster in meinen Entscheidungen.

Ich habe verstanden, dass Führung bedeutet, Verantwortung für mich selbst zu übernehmen, nicht nur für das Unternehmen.

Vielleicht stehst du gerade an einem ähnlichen Punkt. Die Nachfolge fordert nicht nur dein Wissen, sondern deine Persönlichkeit – und genau das macht dich zur Führungspersönlichkeit, die dein Unternehmen braucht.

 

3. Mut zur Entscheidung 

Führung bedeutet, Unsicherheiten auszuhalten – und trotzdem Entscheidungen zu treffen.

Als ich Geschäftsführerin wurde, war mir nicht sofort klar, dass jede meiner Entscheidungen in meiner vollen Verantwortung liegt.

Anfangs wollte ich es allen recht machen – der Familie, den Gesellschaftern, den Mitarbeitenden.

Ich habe schnell gelernt: Das funktioniert so nicht.

Es gab oft Situationen, in denen ich gegen Erwartungen und Gewohnheiten handeln musste.

Ich erinnere mich an einen Moment, als ich eine strategische Entscheidung treffen musste, die bei vielen nicht gut ankam.

Mir wurde klar: Wenn ich mich von der Angst vor Kritik leiten lasse, verliere ich meinen eigene Intuition.

Es gibt einen entscheidenden Punkt in jeder Nachfolge: Der Moment, in dem du aufhörst, nach der Zustimmung aller zu suchen – und anfängst, deinen eigenen Weg zu gehen.

Vielleicht stehst du gerade vor ähnlichen Entscheidungen.

Denk daran: Führung beginnt mit dem Mut, deinen eigenen Kurs zu setzen.

 

4. Vision und Innovation 

Es war meine Vision, unser Familienunternehmen nicht nur weiterzuführen, sondern aktiv weiterzuentwickeln.

Schon in den 90ern habe ich begonnen, IT-Prozesse zu optimieren, Abläufe effizienter zu gestalten und Fehlerquellen zu minimieren.

Anfang der 2000er digitalisierten wir Unterlagen – zu einer Zeit, als das für viele noch völlig neu oder sogar unbekannt war.

Später investierte ich in einen neuen Standort, in neue Märkte und veränderte die Arbeitskultur.

Diese Veränderungen waren nicht immer leicht.

Sie forderten Mut, Durchhaltevermögen und manchmal starke Nerven.

Aber sie haben das Unternehmen vorangebracht – und mich persönlich gestärkt.

Die wichtigste Erkenntnis: Ohne eine eigene Vision bleibt man im Schatten der Vorgängergeneration.

Als Nachfolgerin hast du die Möglichkeit, die Zukunft aktiv zu gestalten.

 

5. Akzeptanz, Werte und Balance 

Mitarbeitende und Kunden akzeptieren dich automatisch, wenn du die Nachfolgerin bist!?!?

Schön wär’s!

Mit 26 Jahren stand ich plötzlich in der Verantwortung – und stellte fest, dass Akzeptanz nicht selbstverständlich ist.

Viele meiner Mitarbeitenden waren älter als ich.

Viele Kunden hatten jahrzehntelang mit meinem Vater zusammengearbeitet.

Ich musste mir Respekt erarbeiten – durch Beständigkeit, Authentizität und eine klare Haltung.

Auch meine Werte spielten eine große Rolle.

Verantwortung, Transparenz, Respekt – das waren die Prinzipien, nach denen ich geführt habe.

Ich wollte, dass unser Unternehmen ein Ort ist, an dem Vertrauen und Zusammenarbeit im Mittelpunkt stehen.

Und dann war da noch die Frage der Work-Life-Balance.

Ich versuchte lange, Beruf und Privatleben strikt zu trennen.

Doch irgendwann habe ich verstanden: Es geht nicht um Trennung, sondern um ein sinnvolles Work-Life-Blending.

Ich habe gelernt, Zeiten für mich genauso bewusst einzuplanen wie Geschäftsmeetings – und das hat alles verändert.

 

Mein Fazit: Nachfolge ist eine Reise der Veränderungen.

30 Jahre später kann ich sagen: Es war nicht immer leicht.

Es gab Momente, in denen ich alles hinschmeißen wollte.

Es gab Phasen, in denen ich mich überfordert fühlte.

Momente der Einsamkeit spürte ich genauso wie Momente des Erfolgs.

Jeder dieser Momente hat mich wachsen lassen – als Unternehmerin und als Mensch.

 

An alle Nachfolgerinnen:

Geht euren Weg mit Klarheit, Mut und Vision.

Setzt euch mit euren Emotionen auseinander.

Lernt, Entscheidungen zu treffen – und steht zu ihnen.

Erlaubt euch, Fehler zu machen, denn sie sind Teil des Lernprozesses.

Und vor allem: Gestaltet die Zukunft aktiv mit. Denn genau dafür seid ihr da.

Holt euch externe Unterstützung an die Seite. Es macht vieles leichter!

 

Bist du eine Nachfolgerin und möchtest mehr Klarheit?

Buche dir ein unverbindliches Strategiegespräch mit mir und lass uns gemeinsam herausfinden, wie du deine Nachfolge souveräner gestaltest!