Weit verbreitet und doch wenig bekannt. Dark Leadership und die Dunkle Triade
Familienunternehmen haben oft eine lange Tradition und eine tief verwurzelte Unternehmenskultur. Dennoch können auch in solchen Unternehmen destruktive Führungsstile auftreten, die durch die dunkle Triade – Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie – beeinflusst werden. Diese negativen Führungsstile sind unter verschiedenen Bezeichnungen wie destruktive, toxische, missbräuchliche und unethische Führung bekannt.
Eine Nachfolgerin, die solche Verhaltensweisen bei der älteren Generation erkennt, steht vor der Herausforderung, sich davon abzugrenzen und gleichzeitig die bewährte Unternehmenskultur zu bewahren. Dabei ist es auch wichtig, den Einfluss solcher Eigenschaften bei Geschäftspartner*innen zu erkennen und zu managen, um Synergien effektiv zu nutzen und das Unternehmen zu schützen.
In meiner Karriere sind mir öfters „dunkle“ Führungspersönlichkeiten begegnet. Damals war mir nicht bewusst, welche psychologischen Aspekte dahinterstecken und dass Mikropolitik betrieben wurde. Mikropolitik bezeichnet u.a. die informellen Machtspiele und verdeckten Taktiken innerhalb von Organisationen, die besonders auch in Familienunternehmen auftreten können. Wenn mehrere Familienmitglieder in Führungspositionen sind, kann dies zu Konflikten, Vorzugsbehandlungen und Missbrauch von Ressourcen führen.
Destruktive Führung
Destruktive Führung beschreibt Verhaltensweisen, die dem Wohl des Unternehmens und seiner Mitarbeitenden schaden. Solche Führungsstile basieren oft auf negativen Motiven und können ein toxisches Arbeitsumfeld schaffen.
Toxische Führung
Toxische Führungskräfte verhalten sich oft feindselig und ausbeuterisch gegenüber ihren Mitarbeitenden. Dieses Verhalten kann zu einem hohen Maß an Stress und Unzufriedenheit im Team führen.
Missbräuchliche Führung
Missbräuchliche Führung umfasst Handlungen, die das Vertrauen und die Würde der Mitarbeitenden verletzen. Dies kann zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Arbeitsmoral und der Produktivität führen.
Unethische Führung
Unethische Führung ist durch das Fehlen moralischer und ethischer Standards gekennzeichnet. Führungskräfte, die unethisch handeln, stellen häufig ihre eigenen Interessen über die Interessen des Unternehmens und seiner Mitarbeitenden. Führungsstile der Dunklen Triade
Narzisstischer Führungsstil
Narzisstische Führungskräfte haben eine hohe Führungsmotivation und eine starke Selbstorientierung. Sie sind oft abhängig von der Bewunderung und Akzeptanz ihrer Untergebenen und zeigen Interesse an deren Motivation und Leistung. Typische Merkmale sind:
- Macht: Starkes Verlangen nach Kontrolle und Dominanz.
- Erfolgssucht: Streben nach persönlichem Ruhm und Anerkennung.
- Egoismus: Eigene Interessen stehen im Vordergrund.
- Autoritäres Verhalten: Starkes Kontroll- und Entscheidungsbedürfnis.
- Planungs- und Organisationsinteresse: Detaillierte und strategische Planung zur Erreichung persönlicher Ziele.
Machiavellistischer Führungsstil
Machiavellistische Führungskräfte verfolgen eine berechnende Führungsmotivation mit starkem Fokus auf die langfristige Zielerreichung. Sie haben wenig Freude am Führen und wenig Interesse an den Geführten. Typische Merkmale sind:
- Manipulative Freundlichkeit: Sie tun freundlich, um ihre eigenen Ziele zu erreichen, ohne wirkliches Interesse an den Mitarbeitenden.
- Kontrolle: Starke Kontrolle über Prozesse und Entscheidungen.
- Berechnende und strategisches Vorgehen: Langfristige Zielorientierung, oft auf Kosten anderer.
- Geringes Interesse an den Bedürfnissen der Mitarbeitenden: Mitarbeitende werden als Mittel zum Zweck gesehen.
- Personalisiertes Machtmotiv: Dominanzorientierung und Wunsch nach sozialer Macht.
Psychopathischer Führungsstil
Psychopathische Führungskräfte zeigen eine antisoziale Führungsmotivation und impulsives Verhalten. Sie neigen dazu, nur extreme Beziehungen zu ihren Mitarbeitenden zu haben – entweder als Freund oder als Feind. Typische Merkmale sind:
- Kälte: Mangel an Empathie und Mitgefühl.
- Impulsives, unberechenbares Verhalten: Handeln oft ohne Rücksicht auf Verluste.
- Antisoziale Motivation: Rücksichtsloses Verhalten gegenüber anderen.
- Geringe Selbstkontrolle: Neigen dazu, wütend und laut zu werden.
- Dominanz: Starkes Bedürfnis nach Kontrolle und Macht über andere.
Charaktereigenschaften und deren Auswirkungen
Die Eigenschaften der Dunklen Triade treten häufig gemeinsam auf, wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung. Diese Eigenschaften sind nicht mit psychischen Erkrankungen gleichzusetzen, können aber dennoch „dunkle“ Auswirkungen haben, die negative Konsequenzen für das Unternehmen und die Mitarbeitenden mit sich bringen. Dazu gehören:
- Fehlende Empathie: Mangelndes Mitgefühl und Verständnis für die Bedürfnisse und Gefühle anderer.
- Manipulative Taktiken: Der Einsatz von Lügen und Täuschung, um persönliche Ziele zu erreichen.
- Antisoziales Verhalten: Rücksichtsloses Handeln ohne Rücksicht auf die Folgen für andere.
„Helle“ Auswirkungen der Dunklen Triade:
Entwicklung von Stärke und Resilienz: Herausfordernde Situationen können das Team stärken und zu einer engeren Zusammenarbeit führen.
Unternehmenserfolge: In einigen Fällen können die Entschlossenheit und der strategische Fokus solcher Führungskräfte kurzfristige Erfolge bringen.
Erhöhte Durchsetzungsfähigkeit: Führungskräfte mit narzisstischen Tendenzen können durch ihre Selbstsicherheit und ihr Charisma das Unternehmen nach außen hin gut vertreten und wichtige Verhandlungen erfolgreich abschließen.
Strategische Denkweise: Machiavellistische Führungskräfte sind oft hervorragend in der strategischen Planung und Umsetzung langfristiger Ziele. Ihre Fähigkeit, komplexe Situationen zu analysieren und zu navigieren, kann dem Unternehmen helfen, in wettbewerbsintensiven Märkten zu bestehen.
Hohe Risikobereitschaft: Psychopathische Führungskräfte sind oft bereit, Risiken einzugehen, die andere vermeiden würden. Dies kann zu innovativen Lösungen und neuen Geschäftsmöglichkeiten führen, die das Unternehmen voranbringen.
Effiziente Entscheidungsfindung: Die Entschlossenheit und der Mangel an Zögern bei psychopathischen Führungskräften können schnelle und effiziente Entscheidungen ermöglichen, was in Krisenzeiten oder bei dringenden Herausforderungen von Vorteil sein kann.
Inspirierende Visionen: Narzisstische Führungskräfte können durch ihre Visionen und ihren Ehrgeiz Mitarbeitende motivieren und inspirieren, über sich hinauszuwachsen und das Beste für das Unternehmen zu geben.
Durchsetzung von Disziplin und Ordnung: Eine starke Hand und strenge Kontrolle, wie sie von machiavellistischen und psychopathischen Führungskräften ausgeübt werden, können in bestimmten Phasen des Unternehmenswachstums notwendig sein, um Disziplin und Ordnung zu gewährleisten.
Einfluss von Geschäftsführern mit Eigeninteressen
Oft handeln Geschäftsführer im Eigeninteresse, was dem Unternehmen schaden kann. Diese Verhaltensweisen werden oft zu spät bemerkt, wodurch das gesamte Team in Mitleidenschaft gezogen wird. Um dies zu verhindern:
- Regelmäßige Evaluierung: Regelmäßige Überprüfung der Geschäftsführung und deren Entscheidungen.
- Transparenz: Förderung einer transparenten Entscheidungsfindung und offener Kommunikation.
- Mitarbeiterbeteiligung: Einbeziehung der Mitarbeitenden in wichtige Entscheidungen zur Förderung von Vertrauen und Zusammenarbeit.
- Externe Beratung: Einholung externer Beratungsdienstleistungen, um objektive Bewertungen und Empfehlungen zu erhalten.
Eigeninteresse im Familienunternehmen: Herausforderungen und Lösungen
Eine besondere Situation kann in einem Familienunternehmen vorkommen, wenn Familienmitglieder, insbesondere wenn es mehrere Geschäftsführer gibt, im Eigeninteresse handeln. Dies ist besonders problematisch, wenn Geschwister oder andere Verwandte in Führungspositionen sind, da persönliche Interessen und familiäre Bindungen die Objektivität und das Wohl des Unternehmens beeinträchtigen können.
Typische Szenarien und Herausforderungen:
Konflikte und Machtkämpfe: Unterschiedliche Visionen und Prioritäten führen oft zu Konflikten. Ein Geschäftsführer könnte Entscheidungen treffen, die seinen persönlichen Zielen mehr dienen als dem langfristigen Erfolg des Unternehmens.
Vorzugsbehandlung: Ein Familienmitglied in einer Führungsposition könnte versuchen, Verwandte oder Freunde zu bevorzugen, unabhängig von deren Qualifikationen oder Leistungen, was zu Ungerechtigkeiten und Unzufriedenheit im Team führen kann.
Missbrauch von Ressourcen: Eigeninteressen könnten dazu führen, dass ein Geschäftsführer Unternehmensressourcen für persönliche Zwecke missbraucht oder riskante Investitionen tätigt, um kurzfristige persönliche Gewinne zu erzielen.
Kommunikationsprobleme und mangelnde Transparenz: Familienstreitigkeiten können die Kommunikation und Zusammenarbeit beeinträchtigen. Entscheidungen könnten hinter verschlossenen Türen getroffen werden, ohne die anderen Geschäftsführer oder Mitarbeitenden einzubeziehen.
Unterschiedliche Risikobereitschaft: Ein Geschäftsführer könnte bereit sein, hohe Risiken einzugehen, um persönliche Ziele zu erreichen, während andere vorsichtiger sind. Diese Diskrepanzen können die strategische Ausrichtung des Unternehmens gefährden.
Strategien zur Bewältigung der Herausforderungen:
Klare Rollen und Verantwortlichkeiten: Definieren Sie klare Rollen und Verantwortlichkeiten für jeden Geschäftsführer, um Überschneidungen und Konflikte zu vermeiden.
Transparente Entscheidungsprozesse: Implementieren Sie transparente Entscheidungsprozesse, die sicherstellen, dass alle relevanten Parteien informiert und einbezogen werden. Regelmäßige Meetings und offene Kommunikation sind entscheidend.
Externe Beratung und Mediation: Ziehen Sie externe Beraterinnen oder Mediatorinnen hinzu, um objektive Perspektiven und Lösungen zu bieten, insbesondere bei Konflikten. Ich biete zu diesem Thema meine Unterstützung für Nachfolgerinnen in Familienunternehmen an.
Ethische Richtlinien: Etablieren Sie strenge ethische Richtlinien, um sicherzustellen, dass alle Entscheidungen im besten Interesse des Unternehmens und nicht einzelner Personen getroffen werden.
Familienkodex und Unternehmensverfassung: Entwickeln Sie eine Familienkodex oder Unternehmensverfassung, die die Werte, Visionen und Verhaltensregeln der Familie und des Unternehmens festlegt. Dies hilft, ein gemeinsames Verständnis und eine einheitliche Ausrichtung zu fördern.
Fazit
Eigeninteresse kann in Familienunternehmen, besonders bei mehreren Geschäftsführern aus der Familie, erhebliche Herausforderungen darstellen. Durch klare Strukturen, transparente Prozesse und externe Unterstützung können solche Konflikte minimiert und eine gesunde und erfolgreiche Unternehmensführung sichergestellt werden.
Die Auseinandersetzung mit Dark Leadership und der Dunklen Triade ist für Nachfolgerinnen im Familienunternehmen eine wichtige Aufgabe. Durch bewusste Abgrenzung von negativen Führungsstilen und das Bewahren und Weiterentwickeln der positiven Firmenkultur kann eine nachhaltige und positive Führung etabliert werden. Zudem ist der strategische Umgang mit Geschäftspartnern, die negative Eigenschaften aufweisen, entscheidend, um das Unternehmen vor schädlichen Einflüssen zu schützen und langfristig erfolgreich zu machen. Indem sie sowohl die dunklen als auch die hellen Seiten dieser Führungsstile berücksichtigen, können Nachfolgerinnen eine ausgewogene und effektive Führung sicherstellen.
Als Psychologin MSc., MasterCoachin und meiner fast 25-jährigen Expertise als Nachfolgerin im Familienunternehmen begleite ich Sie gerne dabei, destruktive Führungsstile zu erkennen und zu überwinden, eine positive und nachhaltige Führungskultur zu entwickeln und den Herausforderungen einer erfolgreichen Unternehmensnachfolge mit klaren Strategien und fundiertem Wissen zu begegnen.